Necati Mert´s Kolumne

Fortress Europe

Verse-Zyklus von Necati Mert (M. Kurtulus)

   
Die Netz-Brücke
 


In morbider Distanz zum Morgenmalen
und hinter dem Mond im Mentalen
donnert das Diesseits wider das Licht
wenn die Geldgigantengilde wie ein Habicht
die Gettos der Girlanden überschwemmt
   während in der Levante die Venus dicht
      überm Meer ihre Haare kämmt

Im dicken Dunkel trainiert der Tyrann
   eliminatorisch mit Ellenbogen-Elan
      in Fahrt geraten unterm Hesperos
beseelt auf der Jagd nach Bestiarium im Troß
so weit wahr wie weißer Rabe und schuldlos
wie Prometheus auf dem Kaukasus
analog dem einäugigen Oktopus
merkantiler Meridian im Mediterran-Naß
unter der Aura des mausigen Messias
In der Feuersäule funkelt sein Opus
die Faksimile der Human Resources
fuhrwerken seine Zögling-Dichterlinge
im Zyklus der zombigen Zirkus-Ringe
      und dergleichen mehr
Seine satten Stammhalter stellen sich dar
in der archaischen Arena als Adel-Erdlinge
stechen durch den Stacheldraht den Star
   und ziehen im Zyklopenzorn
die blassen Bramarbasse am selben Seil
zwergwüchsig im Haramiten-Serail
suchen Refugium vor dem Zyklonenhorn
während in der Kapitale des Kapitals am Main
   seine überfüllten Punkthäuser prunken
Tartüffe-Tüftler in Studierten-Spelunken
das Enderdstück der Geschichte schreiben
   getreu der Marionetten-Manie
um den Losern die Grillen auszutreiben
kokettiert die Kumpanen-Kompanie
Kommunität kommt unter die Räder
Paradiert Pan-Europaeum-Majorität
   hinterm Zwölfsternen-Kranz
      im maritimen Blau
         beim Marketender-Tanz
Kardinaldistel im Graben-Grau
Es gipfelt unterm Nachtraben-Neon
das Lehrgebäude der Leerläufer
wetteifern hinterm Spätmittagslicht mit Chamäleon
kommt das Stillen der touristischen Neugierde
      für primitive Fremden-Herde

Seine Sentimente zeitgeistzentriert
Seine Zitadellen zuleide zementiert
   schlagen transnational die Trommel
      im ruhmvollen Rollen-Rummel

Im Überkastenreservoir des Krötenkastells allein
fleht der Brokerbaron zum Zyklopenklon
   zieht sich zurück ins stille Kämmerlein
fordert in die Schranken den Barbarenzyklon
mit Bravour auch die braven Barden
trainiert Titanentumult in der Top-Etage
   bemächtigt sich der arischen Avantage
wenn der Vagabund hinter dem Warenhauswall
      bis zum Steinerweichen weint
wenn Warnzeichen-Wallfahrer jedes Mal
einen Privat-Propheten zum Profit-Hirten straffen
einen Garten Gottes nach dem anderen raffen
und sich angeben wie eine Lore nackter Affen

Ungefähr zweitausend Jahre her
führen seine Gebieter Gefechte
   mit Bauernfang und Gewehr
Seine Spätlinge schreiten voran
auf den Fährten ihrer Altvordern
wenn sie das Erdenrund auffordern
sich dem Gutsbesitzergott zu ergeben
   und dessen Kreuzritterheer
Seine Gelehrten bieten Gewähr
daß die Zivilisation verträglich bleibt
      zwischen Knecht und Herr
wie sie hier bisher immer war
von seinen Sanculotten sanktioniert
   seinem Championat-Schreiber
      mit lila-langem Haar
in Palast-Papageien-Pantalons selektioniert
sentimental mental als Rabenland-Revolte
   von Wandspruch-Vandalen
      mit Sakrosankten-Sandalen
spielten sie im Spektakel das sekuläre Stück
         kehrten zugleich zurück
zum Hornissen-Stich der Religion
wie sie hantierten mit abrahamitischem Glück
   gegen die laizistische Rebellion

Der Planet der Global Players

Die allzeit größte Pressuregroup
mit dem liberalen Label Euronien
   dem chronisch christianisierten
      kosmisch kristalisierten Klub
unterm Krisen-Komet der Furie-Hurien
lebt die Apokalypse zwischen Zorn und Hades
   der Untergang des Abendlandes
      als gemein Ausgeraubten-Rache
         nah und fern verstaubter Drache

Noch steht sein Gestern unverhüllt
sein Heute von Hautevolee aufgewühlt
sein Morgen morbid im Morast
und sein Reich dem Universum zur Last
solange sein Untertanentum per Faktum
   der lässigen Unmündigkeit nicht
      mundfertig den Garaus macht
das Taumel-Tuch abwirft und bricht
das gefälschte Gedankengebäudegewicht

Jeden reifen Morgen im Schwange
Auf einer originell ornamentalen Ottomane
spürt der Verfasser dieser Verse lange
nach dem Urquell des merkantilen Marasmus
ob in humaner Kopfnuß oder kosmischem Korpus
auf den Spuren nach sinnfälliger Sintflut
   begegnet er fort und fort
dem kohlrabendunkel dublierten Dort
wo der Herr der himmlischen Heerscharen
      mit dem Höllenfürst Bescheid tut
und Schaumschläger sich mit Scharlatanen paaren
Mehrwertgeier mit apostolischen Heu-Hyänen
stempeln die Subsistenz-Sonderlinge
   als Barfußstamm der Barbaren
      beenden den Stand der Dinge

Während die treuen Stammhalter der teuren Kasten
unterm unreifen Tannenbaum zu assimilieren asten
      im hurenden Hurra-Haufen
         den Weltenlenker anzurufen
denkt der Verfasser dieser Verse bloß
wie der Tribunal-Titan im Tartaros
an die Horden der Hominiden und deren Los
      klagt den Jubel-Jesus an
   den Pontifex maximus und Trara-Tyrann
klagt an die Triviallyrik unterm Triumphboge
n
Zombie-Cäsaren der Dramaturglogen
   prangert an die Potentaten-Posten
   Privation-Power an Palais-Pfosten

Westwärts vom Bosporus weitet sich aus
der Hesperus

Allerorts still die Pomp-Poeten im Fantasten-Fort
oft auf der Flucht und der Suche nach sicherem Port
vor dem Bambule-Brummen des Prekariats
preisen die Bataillons der Bank-Noten-Barone
   als Idiom der bourgeoisen Ikone
die Prätorianer des Novum Romanum
kehren die pyramidale Maxime des Manierismus
   mehr privat wider Staat in den Orkus
auf den Blutspuren des Kröten-Kartells im Sturzflug
      bleibt betrübt ihr Augenlid gesenkt
   betucht in Betriebsburg und Betrug
betäubt von Tempelwind und Treue-Trend

Allerorts laut die Proporno-Poeten der leeren Phrasenlehre
auf der Flucht vor Tornado und Tsunami des Geldgötzen
talwärts vor trikontinentalen Tropen der Hungerheere
der weltwärts reifen Subtropen-Trupps und Migrantenmeere

Allenthalben im blumigen Borderliner-Boulevard
kommen klerikale Konvois der Privation
miteinander malträtiert ins Gehege
   hinterwäldlerisch jede koloniale Nation
      gibt von sich ein Gepräge
auf der Jagd nach Trophäen brutaler
         als ihre Ureltern Neandertaler

Meister auf dem Gebiet des Urbaren
   mehr als alle Nebukadnezaren
wenn sie über Babylon Feuer-Teppich legen
um seine Bewohner zur Freiheit zu bewegen
und sie einzuweisen ins Bravour-Bordell

Allenthalben präsent die Phrasen der Pharisäer
Der Falottfalke verwandelt sich in den Habicht der Gier
während der Hungerbericht den Heuchler weckt
   auf Windesflügeln im Menschenrechtsmetier
beim Einbrechen der Loser ins Paradies der Hohepriester
      und von Stacheldraht umzauntes Revier

Jeden Morgen die Slums und Favelas
vermissen trotz Treue des Lichtes alles
was den weltläufigen Weg zum Abend ebnet
für jeden einzelnen und für alle insgemein
   für eine kosmopolitane Kommune
      im kollektiven Dasein

Jeden Spätabend auf den Touren migrantischer Meuterer
lauern die mit Blut befleckten Schwadronen des Todes
widerschallt auch der Aufschrei des Heroldes
daß das dorndichte Dunkel der weißer Wächter
      irgendwann gewiß zusammenbricht
nicht unabsehbar abseits findet sich das Licht

Kommuniqué der Kommunität

Sie kommen von weit her und in Scharen
tragen nackt auf ihren Schultern die Nachricht
vom Naturrecht auf Teilhabe an Allwaren
verkünden das Manifest vom Ende der Feste-Barbaren
fordern die Apostel der Humanitas in die Schranken
und unteilbar von ihnen die Markscheide-Schergen
   finden ihr Grab in den Wellenbergen

Sie kommen in Kolonnen von weit her
belegen den Brotlaib mit Beschlag
      und auch das Warenmeer
auf den Schultern das Hungerleid
werden sie gerade wach und grasgrün vor Neid

Sie kommen fessellos und aus dem hohlen Bauch
werden von hochurbanen Honoratioren ins Joch gespannt
in den Plantagen und Betonbaustellen zum Gebrauch
auf der Ochsentour der Fronarbeit und als Trabant
gegen das Rebellionsrecht ihrer Klassenverwandten

Schwer dort unten der Tränenduft
gepfropft mit Elegien die Luft
während hier oben die Eleven der medialen Zunft
die Gegenwart vernebeln und auch die Zukunft
Reime schmieden die Mutigen
      und Elogen auf den Rebell
vor dem Los des Leibeigenen-Lebens spricht er laut
   und streicht vollauf die Segel
um die Seinigen mit Brotschnitten zu versorgen
ihnen den Tag zu schenken und womöglich einen Morgen
Für jeden Unbekannten im Gottesacker des Mittelmeeres
wird es ein Memorandum geben und gar einen Epos
in memoriam ein Opus auf den Sturm des Wanderheeres
wider die ungesättigte Erinnye des Hesperos

Raumleuchte des Reimschmieds

An einem Tingeltangeltag im Januaranfang
trug der Turnier-Troubadour seine Tiraden vor
   eine Schlangen-Schlaufe lang
trainierte Treue vor dem Tyrann
verdiente sich Sporen im Anschluß daran

Im jungen Jahr das Millennium voller Lektionen
moderiert der kreuzbrave Karitas-Kasper
das Geschrei in allen Sektoren und Sektionen
   inklusive der isolierten Integrationsindustrie
und der Müllgruben-Mühle der Selektionen
in natura Intriganten-Intimus in sentimentaler Serie
memoriert im Irrgarten der Netzsurfer
lässige Lappalie und langfädiges Larifari
wie der Jüngling in abermaligen Gestalten
Nebenbuhler wird im Gegenüber seines Alten
nach Verräter-Rat und zweitausend Jahre-Sturm
auf Babylons höchsten Trabanten-Turm
Auf Roms Rundhügel Kapitol prangten
   die humanitären Nieten
      die Nischen der Haramiten
und felsenharte Kapitale der Kannibalen
im Vatikan der Scharlatan und mit Abrahamiten
akklimatisierten Aktien vom gespensterten Gestern
mit Halbmond und Kruzifix und Davidstern

Nach dem Horror der Hungerheere
fragen die Satten im hohen Sattel den Kuckuck
verteuern die Husarenritte der Legionäre
mit jeder verschenkten Krume das Humanitäre
wie auf der Kumpanen-Kuppe der Spuk
   kreideweiß den Krisenkurs kreierte
      den marktgottschreierischen Druck
so daß es der Erde den Atem verschlägt
den Preis der Protektoren-Produktion prägt

Das Postulat des Poeten

Sie kommen von weit her
Ihre Hände knochenhart schwielig
   ihre Füße felsenschwer
Ihre Ahnen ahnten auf einen Hieb
wenn weißer Massa oder Sahib
zur symbolischen Sympathie einlud
hanebüchen zum trainiert trivialen Trieb

Der gute Mensch hinter der Fortressfront
   mit prävalent bilanziertem Plus
entrichtet freudevoll seinen Obolus
und steigt ein in die Oratoren-Olympia
auf den Schultern von Pleitier und Paria
beim Groupies-Groll der Brokerhausstiere
und beim Blutschwitzen seiner Musketiere
vor den Oden auf sehnsuchtsvolle Odysseen

Sie kommen von weit her
   auf der Flucht vor Tyrannen
      unter Wolken und übers Meer
Brach liegen hinter ihnen die Savannen
sterile Steppen mit steilen Bergwänden
gebräunte und geplagte Gegenden
begraben im Saharasand ihre Toten
bleiben auf Fährten jener Boten
die in schwarzen und brünetten Scharen
zu Gestaden gelangen vor Kanaren
Die einen überlisten die Sirene
besteigen in Maghreb Schlepperkähne
   oder landen an einem Strand
      in Levante vor einem Eiland

Schakale schreien im Dunkel
   Hyänen hinter dem Mond
      Haie im trüben Strudel
Nacht blind und Morgen blond
Nicht singen können die Fische im Piratenport
Nicht weinen die Vögel im Potentatenfort
von Frühsommerfrische betrogen
Wolken küssen das Schaumhaupt der Wogen

Wie es aus dem schweren Krisenwinter weht
wiegt das Tara humana der Demokratie im Null
wenn es sich um das Dasein des Einzelnen dreht
Auf ein Gewicht weist der Demos gelehrt
wenn nur seine Werkkraft den Wert vermehrt

Sie kommen von weit her
   als des Morgens Heroenheer
   füllen voll die Deportationslager
noch mit gesenktem Haupt und mager

Havarien am Mäuse-Haus

Wegmüde und weichlich die mondialen Mulatten
hören lichterloh die Globalen-Glocken läuten
und die Übellaune der urbanen Übersatten
wegen lauter Havarien dicht am Mäuse-Haus
      recken sie sich halt den Hals aus
die aus der Wildnis kommen und durch Wirbel
von irgendeinem Punkt im Orient fern
und blicken wolkenfrei auf den Nachthimmel
auf die schlanken Strahlenkegel vom Polarstern
über dem alt-kalten Nord-Westen weit und breit
geraten in Tamtam und Trauer-Taumel
hinter der Kastell-Mauer der feigen Freiheit
Wie sonderbar das Sentiment der Sonnensehnsucht
Sonett-Frondeure per Raumboot auf der Flucht
auf dem Prokrustesbett der Proletariar-Poet
Okzident – eine Fähre zum Treuen-Transport
der Ort der Neu-Gierigen und der Piratenport
Europa – Frühmorgen rostbraune Barbarenbraut
Spätabend die Furie in frostiger Hetären-Haut

Während Polarstern den Habitus Europas poliert
das Laienboot am Limes seines Habitats patrouilliert
mehr rostrot seine Tanker am Grund als gehoben
   mehr grufttief als über grünen Klee zu loben
   sehnt sich das Milliardenheer danach
zu rebellieren gegen die Scharlatanen-Schmach

Knochenhart kontern die Kommenden
den Trivial-Triumph der aktiven Akklimatisation
und klanglos die Akklamation der Akkulturation
klammern sich kräftig am kollektiven Gesang
vor dem Wegweiser zum Kanossagang

OlympSturm der Oligarchen

Europa – in der tiefen Nacht der Strahl
tüchtig beim Druden-Dreh des Dramas
Hoch auf dem Satelliten-Sattel der Vasall
von A bis Z gewandt der Bramarbas
   wenn er brummt vor dem Schwall
      wachsen hört er das Gras
weiß diejenigen ins Bockshorn zu jagen
die längst an den Bettelstab kamen
      und sich in den Haaren lagen
mit dem Gerangel-Genius der Germanen
als Ur- und Übervater Europas Oratoren
und Gotteslamm unter falschem Namen
der das Los der Loser in den Fängen hält
über den Olymp-Sturm der Oligarchen orakelt

Ärgernis erregen diejenigen Erdfremdeten
die auf die Humanität der Haie vertraut
mit gesenktem Haupt und leidgeprüftem Laut
   an den Küsten Kismetistans landen
Was nun wie der winterliche Windhauch anrückt
wird morgen als Wirbelsturm branden
Sie werden in die Diktatoren-Diakonie eindringen
als Sonnentrinker ins Gewicht fallen und
das Kollektive gegen Kröten in Anschlag bringen
und verkünden gemäß dem mächtig gesetzten Geist
daß die Gewalt gegenüber ihren Untertanen
souverän ist und vor den Kastell-Stürmern meist
kleingläubig bleibt und katzenfreundlich
daß sie dem Borderline-Journalismus ins Herz greift
wenn dieser stets defizitär in der Dramatik reift
mit magerer Maskerade und blauem Tableau
im platten Parlament am Privatier-Plateau
wenn der Adoptier-Adler merkantile Malaise adelt
und wie der Manager des Menschenrechtsmetiers
manieriert der Meuterer-Menge in den Rücken fällt
dann den Deportees eine Gardinenpredigt hält

Wandalen warnen vor dem Widerpart der Parias
wärmen den wuchtigen Winterwind mit Phrasengas
zur Salzsäule erstarrt unter kaputtem Kandel
hausieren coram publico mit Klimawandel

Immerfort formiert das Frommen-Forum
das Urbild der Untertänigen gemäß der speziellen Novelle
die Vorrang vor dem Lex generalis hat und den Mumm
über das Übel der Überflüssigen zu urteilen
sie als Besitzstand-lose Barbaren in Scharen
nach dem Gesetz der sozialen Evolution einzuteilen

In praxi – die Gut-Germanen-Gilde demonstriert Glut
bewahrt vor den Spätlingen orientaler Wurzel ruhig Blut
   sekundiert durch die Senioren-Sektion
läßt sie leisetreten in der Tretmühle der Selektion
Die völkisch logische Intention sie zu internalisieren
und spartanisch zu separieren als bittere Lektion
inspiriert die Fremden-Legion zur Morgensucht
      und zur Rebellion wider die Flucht

Schicksalsschlag der Angaria

Jahrzehnte lang zeitlos
vor der Freihandelfurie auf der Flucht
   kamen sie in Kosmopolitania an
entdeckten die Freiheit neu und die Flucht
und hinter den Betonblöcken das Urban
zweifelsfreie Zeugen der Zambo-Zucht
belagert von Leviathan und Wotan
memorieren den Muße-Massel der Morgensucht
      gewarnt vor Scharlatanen-Wahn
   vor Schlotenbaron und Broker-Schlucht

Von ihnen erzählt dieses Kapitel
von ihren Abenteuern durch Dunkel und Hell
durch Werkstätten und Vorstädte im Nebel
die die Fremde zur Heimat machten
die Spuren hinterließen allüberall und Wurzeln
in Steppen und Hochebenen Schmachten
   miserabel auf der Jagd nach Mirakeln
      mit Maschinen-Murren aufwachten

Sie kamen einst als Importgatten und heute
im Zentrum der Konflikte als verkaufte Bräute
posieren im schwarzen Schleier der Tyrannentage
   als Malocher und Mündel der Wehklage

Im Gipfelschatten der Morgenmaler der Scharlatan
memoriert die Tragik und das Unterwertige der Varia
setzt in einer Tour aufs Dach den roten Hahn
kometenkonform und betet dann die Schickeria
und monetenfromm das Hurien-Marketing an
Am Tantiemen-Turm überwertig der Übrigentitan
übt das Schikanenschicksal der Angaria
während der Stern des Appellativs auf seiner Bahn
dreht und das Asyl sich assoziiert mit dem Paria
hervorgestochen aus dem archaisch arischen Stamm
   spektakelt der Taifun zum Heroen-Tamtam
      setzt den Integrator der Kulturen ein
um den Humanen-Hunger zu stillen mit Jägerlatein
und fiktiv mit der Finte der höheren Mathematik
alimentiert die Event-Eliten der Alienation
mit dem geschichtslosen Geschick der Assimilation
assistiert die spartanische Selektion und artikuliert
hinter der Marmor-Mauer die Attraktion

Frech und fesch in der Assoziationssphäre
erwärmt sich der Orden-Orator senil und steril
fürs Freudenmahl und die himmlische Flöhenlehre
   Unter Gepolter und Folter vermehrt
      merkbar das Fronheer den Mehrwert

Alles-Ware-Vision

Auf die Deportation der müßigen Fremdlinge
dringt der Souverän der Demokraten-Division
dirigiert die Manufaktur des Marionetten-Mehrs
den Sternenfang und Alles-Ware-Vision
das Tausendjahrelang des Mäuse-Margen-Meers

Unterm Joch zu roboten kamen sie Waggons-voll
kommen jetzt in Studierstuben vor frivol
als nicht verwertbar und im karikaturesken Habitus
Manche scheiterten am Gegenwind der Ochsentour
fielen aus der Rolle und in Melancholie mit Bravour
ummodelt in Ploten der Schreiberling-Pfoten
   von Hüne-Horden in den Hölle-Hütten
      zu Gettos halbwüchsiger Heloten

Dirigierte Dichter auf Trabantentour drängen
auf Spätlingen-Status von Heroen und Herkules
bleiben wohlgelitten an den Wolken hängen
über der Promenade der Prominenten-Politur
erdichten die Legion der Fremden-Kultur
wenn sie sich in einer Trattoria verlassen fühlen
jedoch mit epochaler Epik und Eremitengesang
als Hochgelehrte und Heuchler von Weltrang
schwingen immerdar das große Wort
schlagen die Klagen der Metöken in den Wind
die sie triumphal thematisieren im Tatort
mit Humanitas-Husaren und Hurra-Huren

Dichter nach der blauen Stunde im Adler-Hort
beim Diktat der Demokratie im Tribunalrapport
aber so blamabel wie aus der Fanfarenfabel
treu der Trauer und dem Siegertrubel
ertüfteln aus den Hungerherden die Barbaren-Bande
halten die Sonne gefangen im Luftschlösser-Lande
vor dem besitzlosen Heer der Tränentrinker
Dichter der dicken Diäten in Divisionen
trällern vor der Timokratie dichotome Visionen
Dichter des Donnerwetters und der Diversionen
endlos lange auf Fährten der Hochbegüterten
erheitern sich mit dem Luftschloß der Lügen
hinter hoffärtigen Werten und Gelehrten
   rauben den Verzweifelten das Vergnügen
wenn sie in den Dunst der Ellbogeneleven geraten
führen sie ihr Ersatzgesicht vor Augen
dann als Dichterlinge der digitalen Granaten
   delegiert von merkantilen Magnaten
minimieren sie den Raum der Minderbemittelten
richten ihre Richtlinien auf Parallelwelten
schlangenzüngig vor den hohen Machtsäulen
   damit sie manisch-germanisch-literarisch
      und allen voran das Jägerlatein lernen
mimisch minoritär mit den Wölfen zu heulen

Mit Marmorfliesen pflastern sie ihre Domänen jetzt
haben die letzten Widersacher in die Wildnis versetzt
Mit Flammensäulen flimmern sie mit der Flora ihrer Fälle
spektakeln auf den Dächern der Kartelle
Dann malnehmen manche Märtyrer das Mentale
salutieren maschinell-schnell das Salto mortale

Wie vom blauen Blut

Auf dem Gipfel des Zivilisationszirkus
Wurzel geschlagen mit Tribut und Trophäen
beäugeln sie himmelweit und weidgerecht
wie seit dem erdichteten "Ende der Geschichte"
das Erdenrund in Miseren gerät und Katastrophen
macht verroht alle Blütenträume zu Nichte
droht der kapitalistische Zyklopen-Riese
die Neugeborenen mit hochbejahrter Krise

Allüberall manche Mammonmönche reihen
sich in die Scharlatanenschar ein und verleihen
den Hungerlohnnomaden halbierte Weihen
   vom mondialen Prekariat ein Heer
      über zweihundert Millionen ungefähr
in Zyklen vor Zyklonen der Zwischenzeit
das Schweigen bricht es und schreit
den Zentralzonen der Zivilisation entgegen
versöhnt mit Brot und im Streit um Arbeit

Leise der Kröten-Korsar auf der Rundreise
kreiert den Kurs der Waren und Preise
macht Mies und beklagt sich über Malaise
spitzzüngig auf der Spielwiese der kalten Krise
flucht die Riesen-Prise und steile Schneise
weite Weisen-Kreise und wilde Gegenbrise
hat im Besitz des Gewaltgetriebes sicher
für das Marketender-Mehr den harten Riecher
in günstigem Geschick und nackter Glut
mit Krimkramskritiker und kaltem Kriecher
bombig mit Bravour wie von blauem Blut

Obamanias Oberkaste

Mit poppiger Postenpositur als Intriganteninstrument
prahlt im Domänen-Dom der Phrasen-Demokrat
hinter der harten Paradies-Mauer aus zartem Zement
dem Paragraphen-Paket und Parteien-Apparat
als Zitadellen-Zauberer zugleich Zirkus-Zögling
   läßt er die Loser über die Klinke springen
den Piraten-Privatier mit Bank-Halunken ringen
während er dem Pleitier erzählt vom alten Atlantik
übers Mittelmeer bis zum Zeitalter vor antik

Januar Zweitausendneun im Krisenjahr zwei
Tapetenwechsel im Weißen Haus am Potomac
strahlt stattlich das Schwarzen-Konterfei
hinter dem Thron des Hellhäuter-Imperatoren
von Altvordern väterlicherseits Kenianer-Neger
in Annalen jedoch weltläufig Sklavenjäger
ob dunkles Oberhaupt oder Mulatten-Obamania
die Jagd auf Andersfarbige geht nachhaltig weiter
auf migrantische Erdlinge oder auf Rothäuter
von Department of Homeland Security-Secretary
Janet Napolitano mit Menschenmanagement
   für Immigration and Customs Enforcement
      zuvor Gouverneurin von Arizona
dem von Hyänen behausten Erdstrich des Infernos
für die von weit her stürmende Korona
für angeprangerte Parias und papierlose Latinos

Mit gelogenen Elogen auf hohle Höhen
Obamanias Oberkaste vereint hinter Flöhen
spucken im Zivilisierten-Zirkus bombige Bogen
solange sie fest sitzen auf hohen Wogen
oder bis sie allesamt aus allen Wolken fallen
und zum Thron des Pontifes maximus wallen
solange er noch die Kastenpyramide heilig hält
dem Abgott des Banken-Banditismus gefällt

Furcht und Elend im Eldorado

Oberklasse der weißen Weisheit entdeckt in Obamania
Triumphatoren-Treue durch die Farbe Kastania
Die Karikatur-Karitas auf dem Heuschreckenturm
Kaskaden-Kassierer hinter dem Schneesturm
Der Waren-Warte ebenbürtig der Privatier-Pakt
   traktiert am Trusten-Fuß den Tränentrank
      im Schaukasten ein alter Hut mit Artefakt

Auf Eleven-Event fußt die Philosophenfront
bringt Fronrobotern Flötentöne bei mit Affront
während im Flöhen-Flug-Kasino Affenkomödie spielt
und Jeremiaden-Flut der Krautjunker anschwillt
den Kuckuck fragt der Demokrat der Status-quo-Strophen
nach dem nahen Krakenkrach der Katastrophen

Wie im Mainstream-Marasmus die Mammonmanie
formationskonform kontrolliert die Kumpanenkompanie
marktschreiende Heerscharen vom gleichen Stand
dann enteignete Leibeigenen am globalen Rand
und die weidmannsmental nachgejagten Klandestinos
in den hautengen Freistätten des EU-Dorados

Auf der Blütenbrücke mit Zukunft und Zuversicht
richten sie ihren Augenschein regelrecht aufs Licht
eine Atemzeit nah und auch so fern
wie am fleckenfreien Himmel der Nordstern
Auf die frühen Früchte ihrer Hände vertrauen sie
die kommen werden weiter von weit her
als Fronnomaden noch und bald Frondeuren-Heer
im Hochurbanen-Buch noch als Barbaren
bald jedoch unterwegs als Herolds Herosscharen
werden sich selbst trauen und ihre Toten betrauern
wenn sie die Bastei erstürmen samt ihrer Mauern

In der Sahara haben sie die Ihrigen begraben
   Tränen getrunken und ihren Schweiß
gespart für das Vorwärts zum Polarkreis
um sich dort am dunklen Punkt zu recken
auf Archillesfersen die Erde wieder zu entdecken
voll mit Nährstoff und noch feuchten Früchten
   in allen Breiten und erdenklichen Ecken

Mega-in-Meeting der Studierstuben

Damit Warte-Ketten den Warenflußbetten standhalten
und der okzidentale Wachtturm der Zitadellen-Zukunft
und Wertewachstum der Hochzivilisierten-Zunft
und Zoten-Zeloten den Banknoten-Zyklus verwalten
und Systemsyndikusse der Cosa-Nostra-Syndikate
Demokratie-Duell der Hanswurstiade veranstalten
die Halunken hocheilig huldigen und das Private
und Zirkus-Kunst-Cäsaren mit Zyklopen-Horn
hantiert der Hegemon hart mit Zombie-verwandtem Zorn
dem Repressionsregime der Eine-Welt-Rhetorik
Beim Mega-in-Meeting der Studierstubenzöglinge
gemäß der Nomenklatur-Kultur Rivalen-Regel
legt er den Ton auf den Revierkrieg der Blutegel
wenn er die Unterbetuchten in den Kanossagang einweist
im Musentempel der Ellbogen-Eleven den Heiland
die Zivilisationserstlinge und Menschenrechtlinge preist
die Federhelden der Utopia am resistenten Rand
ferner das Getto-Geplänkel der Kosmopolitania werkelt
die Fackelträger des Trabantentouchs und Nachtstürmer
manifeste Troubadour-Tour und Morgenmaler ferkelt

Nun irrt sich der Dompteur der Donnerwetter-Domäne
wenn er mit Scheuklappenblick auf alles Seine schaut
auf felsenharte Fassaden und faunische Phänomene
seine Zuversicht auf Maskeraden-Mär der Demokratie baut
auf Sockel hinter Kastell-Mauern und Kraken-Kartell
Aufgestanden im Gefecht ums Dasein das Trikont
marschiert durch Savannen und Sahara und übers Meer
macht mit der Peripherie im Zentrum Freiheitsfront
von weit her und in weiten Bereiten und immer mehr

Verweste Humanitas und Piraten-Pein

Sie kommen von weit her und ergreifen die Flucht
vor der Gegenwart und auf Fährten der Sehnsucht
nach einem Brocken Brotlaib und dem Recht aufs Dasein
horchen die Horden des Hegemons und seine Wucht
den Husarenritt der faulen Humanitas und Piraten-Pein
dem Finale im endkapitalistischen Katastrophen-Kapitel
Sie kommen in Scharen und haben den Traum gemein
nicht von den hohen Höhlen am Hindikusch als Rächer
in den Tälern der Alpen oder im Tafelland am braunen Rhein
gehen dennoch in Annalen der Geschichte als Bahnbrecher ein
Es gibt keine Gegend - sahen sie - ohne Raub und Überfall
von transatlantischer Hybris mit Kurs auf Armageddon
auf Frucht und Furien-Furor vorm letzten Zusammenprall

Von weit her kommen sie immer mehr und essentieller
um die Mauern der High-Tech-Barbaren-Bastei einzureißen
als Unterlegene und bittere Brotneider und stille Bittsteller
trotz der Tamtam-Teamer der Demokratur digitalen Dirigenten
trotz der Rassen-Präsentation der Regime-Regenten
fallen die Elenden-Elegien nieder Blatt auf Blatt
aus Tonnen-schwerem Tränentropf ihr Ruf und Refrain
steigen Elogen auf Eliminationseliten Börsenpapier parat
in sie stimmen wie Habichte Gemeinplatz-Parasiten ein

Wie unsichtbar in der Heubühne Ross und Reiter
so treiben Laissez-aller-Allüren die Zornesröte weiter
durch die rostrote Hüttenviertel der Eine-Welt-Dichter
in den privaten Papageien-Palast der Denker und Deuter
und der Seemannsgarn-Gammler in Hünengestalt
die auf Fanggründen fußt und auf weißer Gewalt

Aus dem Schlaf gerüttelt im Konsum-Kosmos konträr
von Kontingenten des Kolonisatoren-Kontinents
kommen sie aus dem Mustopf dem Naturtrieb hinterher
dem blauen Dunst und dem Geruch der Gerüchte
um den immerfort gierigen Schlund der Hyänen zu füllen
bestellen bestrebt den braunen Boden der bunten Früchte
im schrumpffesten Schatten der Dolce-Vita-Dotter
beim dichten Schleichhandel mit der Sucht der Senhsüchte

Der inflationär imitierte Gemeinplatz political correctness
mausert sich zum Potential der zivilisatorischen Konstitution
im Blickfang der Bellizisten zur inständigen Institution
Gegen die bärbeißigen Barbaren der bleichen Urbanität
zieht eine gigantische Armada blutbesudelt zu Felde
verwandelt das Erdenleben in ein giftiges Schlachtgemälde
Kreuzzugskurier kreischen auf Fährten ihrer Altvordern
immergrün vor dem Parteien-Palast regimerelevant
satteln den Pegasus und ertüfteln ihr peripheres Pendant
Ihr humanitäres Hurra entpuppt sich als Imperium-immanent
internalisiert im hybriden Hymnus der Weltkriegsbrandstifter
ihre Hungerhilfe als Husarenstreich vom Raubhandelsagent
als Gongschlag der Geschichte im Regimenter-Reglement

M. Kurtulus

   

Beiträge, die nur im Internet und nicht in der gedruckten Ausgabe erscheinen

• Necati Merts Kolumne

• Mehr lesenswertes Textmaterial

• Wider den Schwarzen Winter

• Porträt des Periodikums

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  Mai 2009