I
In diesem einen Augenblick bricht
eine Mauer zusammen und trabend
am frühen Morgen oder späten Abend
im dichten Dunkel oder leichten Licht
kommt ein Kind zur Welt
verspricht Triumph und Aussicht
ob unbeweibt oder vermählt
nimmt jemand Abschied vom Leben
Gewöhnt ans Hoch der westlichen Werte
beim Besitz und besonderen Streben
bleibt der Regent auf dem Kurs der Härte
doch die Maienzeit ruft herbei
die Frucht durch die Flucht
der landlose Laie im Schrei
In diesem Augenblick gerade jetzt
schreit ein Kind hungrig und unbekannt
ein Soldat im Feldzug am Schädel verletzt
und der beleibte Waffenfabrikant
der im Hintergrund die Freibeuter hetzt
den Haß und den Schimpf wetzt
dekoriert seinen Dividenden-Schrank
mit Bomben-Blüten und dankt
den Palast-Parasiten im Sirenen-Gestank
In diesem Augenblick notiert die Nomenklatur
die manische Miesere der Mäuse-Meute
die Mischpoke der Angelsachsen-Mischlinge
die Messias und Musketiere und Leih-Leute
Jägerlatein und Lügen-Lyrik und Schläfer-Schlinge
seit gestohlenem Morgen bis heute
Immer munterer vom tiefen Meer her
heult der Zyklopen-Zyklon in giftigen Gieren
das leidige Leer überwältigt das sehnliche Sehr
Immer wenn die Neros demonstrieren
den Stachel der Menschenrechte zu spitzen
öffnen sich im Tyrannen-Turnus die Ritzen
inmitten von Dantes Infernos
während die Dominanz der Toleranz
wächst und Maskeraden-Manifest im Luftschloß
über dem Wall der Zwölf-Sternen-Kranz
II
Der zeitweilig zweite Obermann macht publik
als Donnergott und Furie-Phantom
vor dem Publikum der Reichstagsrepublik
im Wettlauf mit merkantilem Scharlatan
erfand die spätrömische Dekadenz
schicksalsschwer wie der Schimpansen-Schaitan
riskierte kometenhaft die krude Konkurs-Tendenz
im Sturzflug von Feld und Lenz
Gen-Allele von Abrahams Children
Gegen-Alleen im herbstbunten Schlaf
die sich im Dunkeln halten auch am Tage
Der Underdog erdweit als schwarzes Schaf
brummt feucht und führt Kollektiv-Klage
gegen lammfromme Herren-Hirten
die Formation der Fontäne-Fraktion
und Knechte der Fortuna-Alliierten
III
Auf dem Olymp der Getto-Götter
residiert auch der Kröten-Krauter-Klan
hinter Mauern der Miniatur-Moralität
im Fortuna-Fort mit goldenem Diwan
lehnt sich an den Gipfel der Frivolität
einsam und eisern wie der nächste Leitstern
auf der Achillesferse der Individualität
im Sumpf der Freiheit und so fern
wie amortisierte Emotionen der Emanzipation
akklamiert den letzten Akt der Aktualität
der emsige Emission der Partizipation
vor der Intervention der Broker-Brutalität
Träume tragen keinen Namen
Wander-Routen randvoll mit Dramen
dirigiert im Musentempel der Metropolis
Trophäenjäger in der Klaustrophobie
verbandelt mit Bourgeoisen-Bruxellois
Seine Argusaugen gerichtet auf die Lobby
in der blutigen Brust der Natur
wartet vor dem Portal der Latrinen-Literatur
daß sich irgendwann der Nebelschleier hebt
und nobel das Licht wieder lebt
IV
So schloß sich wie begann
das Sommerloch Zweitausendzehn
mit Eliten-Elend und All-Alien-Elan
dem Kritiker-Kabarett der Sarazenen-Szenaria
mit Miesen-Mystik und Maulhelden-Partie
und Renaissance der feudalen Schickeria
mit System-Siegel und Semiten-Sympathie
Spielt die Heldenhymne der Fronarbeit
semimilitärisch die Kabbala beim Kannibalen-Streit
Kröten-Krise und der Krösus beim Kundenfang
betriebsam Allgemeinplatz-Alligator
immer mehr im Randfiguren-Rang
hält dem Paria die Fatura parat
als Prinzipal im Hominiden-Humus
steht vor dem Apolegeten-Apparat
huldigt die Hundemeute und Homunkulus
als Banken-Baron und Privatier-Primat
Die Parade auf der Demokreaturen-Route
unter paradoxen Paragraphen auf Packpapier
passiert mit plumpen Parolen der Ausbeute
reklamatorisch relativierten Realitäten
im wendigen Rivalen-Ring die Romeos
prallen gegen partikular kulturelle Identitäten
begegnen den Rebellen des Heros
manch einmal bunte Pluralitäten
V
Aufs Haar umlagert der Erdengrund
In Supermärkten der Gaumen-Groll
gestern am Vortag im Spätsommerbunt
Über Wolken die Maschine voll
unten Mainhatten in Neben-Nebel-Mumia
Mainstream der Journaille-Daten
in Alleen à la Allemania
paradieren Privatier-Piraten
Dann delegiert die Parteitag-Parolen
in Nacht-Nachrichten relativ
planetär porträtierte Kapriolen
im Produktiv-Pavillon plakativ
Jede Passagier-Maschine der Süd-Route
am Wolken-grauen Morgen-Himmel
hinterläßt meinem Herzen
schon von zwei Infarkten havariert
statt Schmelz satte Schmerzen
Zum Leitstern fern spricht es
Du wirst Worte reformulieren müssen
Proleten-Poet
über Aller-Welt-Tote am Limes
über Eselsbrücken in Menschenrechtsausschüssen
dem Establishment gemäß
VI
In diesem Augenblick jetzt
steigt steil der Politikum-Preis
Fruchtgarten von Strauchdieben besetzt
granitgrau der Horizont der Futura
krank der Krakenkulturkreis in Weiß
schmierenschwer die Fiaker-Fatura
Tausendsassas im Integrationssystemkreis
In diesem einen Augenblick
während Nachtschwarz oder Sonnenrot
Nord verwaltet die archaische Apokalyptik
die Nischen-Humanität und die Not
Jetzt in diesem Augenblick
ob Abend dämmert oder Morgen
steckt ein Mammonmann in Panik
ein Loser-Lager abgrundtief in Sorgen
längst leidgeprüft milliardenmal
das Menschenmeer und Hungerheer
in Brummen und Barbaren-brutal
im Gegenüber der Gutleute-Meute
mit Latrinen-Lyrik und Megären-mental
belagert den Morgenmond schon heute
In diesem Augenblick jetzt
Mondial in Millionen Rebellen bereit
aber noch nicht vernetzt
warten in Varoschs auf ihre Zeit
um das Zentrum zu stürmen
seinen Zorn und seine Zoten
mit seinen Taufe-Tamtams und Türmen
M. Kurtulus (alias Necati Mert)
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