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Kurt May: Forum der Fabeln

   
Die Netz-Brücke
 

Forum der Fabeln


Ich möchte gerne mal den Mensch dressieren.
Ein Pudel sprach`s. Ich tät mich nicht genieren,
Den Dummkopf frierend auf den Hof zu stellen.
Dann müsste er ein Hundesolo bellen.

Du fieses Ding, so rief ein Schmetterling
Zu einer Spinne, als sie Fliegen fing.
Die Spinne dachte, ob ich mit ihm spreche?
Er stirbt durch Äther, ich durch Altersschwäche.

Ein Nerzlein prahlte, schon in ein paar Tagen
Wird mich ein hübsches Weib als Mantel tragen.
Da rief die Ratte, sei nicht so vermessen,
Es gibt viel tausend Menschen, die mich essen.

Ach, sprach das Reh, wär`s einmal umgekehrt
Und läg der Mensch zart bratend auf dem Herd.
Da kam ein Schwein, kroch aus den Abfallecken
Und rief diskret, würd dir ein Mensch auch schmecken?

Ich möchte gern mal eine Katze jagen,
So sprach die Maus in ihren alten Tagen.
Da rief der Speck, wenn diese Welt verkehrt,
Wirst du von mir dann schmatzend aufgezehrt.

Ein alter Ziegenbock tat eine Lache,
Weil es der Mensch im Sprichwort will, so mache
Ich mich zum Gärtner. Gleich wird ausgesät.
Der Mensch erschoss ihn auf dem ersten Beet.

Ich bin sehr treu, unsterblich ist mein Leben.
Der Efeu rief`s. Ich bin dem Mensch ergeben.
Die Birke fauchte, ach, mir kommt das Kotzen.
Du bist nur treu im ewigen Schmarotzen.

Die Biene sprach, ich bin der Fleiß an sich.
Dagegen bist du, Hummel, jämmerlich.
Die Hummel sagte, nennst du das Gewinn.
Du gibst den Fleiß doch nur dem Menschen hin.

Ich bin für jedes Opfer gleich bereit,
So sprach ein Pelikan, nur keinen Neid.
Ich neid dir nichts, so lachte ein Pirol.
Dein Opfer ist nichts wert, du bist Symbol.

Für Mäßigkeit steh ich als Vorbild da,
So prahlte das Kamel. Ich bin sehr rar.
Ja, rief das Pferd, du bist dafür bekannt,
Es ist auch über - mäßig dein Verstand.

Ich bin der Phönix, steige aus der Asche.
Dann strahle ich und glänze, überrasche
Die Menschheit. Ha, nennst du das wunderbar?
Ein Käfer rief`s. Ich leb lieber ein Jahr.

Ich bin ein guter Hahn und bin doch fett.
Die Menschen sind im Sprichwort nicht sehr nett.
Da kam die Ziege, lachte laut lasziv.
Das Gutsein, Hahn, ist halt nur relativ.

Wir sind doch gleichberechtigt, sprach die Meise.
Jetzt brütest du, und ich geh auf die Reise.
Dann lerne auch vom Menschen, sprach ihr Mann,
Wie man nur wenig Kinder kriegen kann.

Wir teilen uns den Wald, sprach mal ein Fuchs.
Ich nehm das Linke, du das Rechte, Luchs.
So teilen wir uns redlich alle Beute.
Da rief der Luchs, doch nicht die Hundemeute.

Ich schütze meine Früchte, sprach die Schlehe.
Seht meine Dornen, kommt nicht nahe, wehe.
Die tolle Kirsche rief, mein Früchtestand
Bleibt unberührt, obwohl kein Dorn zur Hand.

Die Kuckucksblume sprach zum Gras, wie schlicht
Und hässlich bist du, nur ein Viehgericht.
Die Gräser lachten, stirbst in Menschenkälten.
Was nützt dir Schönheit, bist ja viel zu selten.

Der Schierling sprach, der Mensch will mich nicht missen.
Ich habe Sokrates den Leib zerrissen.
Da rief der Mohn, mein süßes Opium
Bringt heut noch viele tausend Leute um.

Ein Flußpferd ging zum Storch. Ich bin zu dick.
Ich lieb den Wolf und hab bei ihm kein Glück.
Der Arzt ließ drauf die Eitle mager pressen.
Da hat der Wolf das schwache Tier gefressen.

Das Stinktier kaufte sich mal viel Jasmin
Und rief, nun dufte ich wie frischer Kien.
Doch als es unter Menschen trat ringsum,
Da liefen wieder alle fort. Warum?

Ich möchte gerne Auto fahren, sprach die Katze.
Ich hab Verstand, Gefühl in meiner Tatze.
Da rief ein Floh, das sollst du nicht versuchen.
Hätt`st du auch Geld, du könntest ja nicht fluchen.

Ich werde mich jetzt hart am Menschen rächen,
So hörte man ein Schlachtschwein drohend sprechen.
Ihr Menschen lacht nicht, denn das Schwein sprach recht.
Wir essen es, dann geht es uns sehr schlecht.

Der Has`: Jetzt wird die Schwarte ausgewetzt.
Er sprach`s zum Igel. Bist du sehr entsetzt?
Du hast im Wettlauf gegen mich betrogen.
Der Igel: Sag`s dem Mensch. Er hat gelogen.

Ich spucke weit, das fürchtet jeder Mann,
So sprach ein Lama zum Tapir. Sodann
Gab der Tapir zur Antwort, bleib hübsch schlicht.
So weit wie manche Zeitung spuckst du nicht.

Mein Penis ist doch länger als der deine,
So sprach ein Ochs einmal zu einem Schweine.
Was macht das schon, so rief das Schwein geschwind.
Ich zeuge Schweine, du kannst gar kein Kind.

Ein Luchs sprach mal zum Fuchs, in Afrika
Möcht ich gern sein. Da gibt es Fleisch. Hurra!
Da rief der Fuchs, dort wärst du plump und klein.
Hier kannst du König unsrer Wälder sein.

Der Panther sprach, ich bräuchte ein Gewehr.
Das Jagen ist ermüdend und fällt schwer.
Die Tiere: Dieses ändert nichts ringsum.
Die Hoffnung wär, er brächt auch Panther um.

Ein Stichling rief zum Menschen, hol mich raus.
In diesem Abfallsumpf halt ich`s nicht aus.
Der Mensch schöpft aus dem Fluss ihn mit Geschick.
Aquarium! Der Stichling schreit: Zurück!

Die Fliege ging zum Maskenfest als Spinne
Und hatte dort nur einen Mück im Sinne.
Sie wurde aufgezehrt, denn diese Mücke
War eine Spinne unter Maskentücke.

Heut bin ich stur, lass mich vom Menschen ziehn,
So sprach das Pferd, streckt sich im Wagen hin.
Da kam der Mensch, die Peitsche surrte nieder.
Das Pferd sprang auf und zog den Wagen wieder.

Nun wandre ich in das Schlaraffenland,
So schrie ein Vielfraß außer Rand und Band.
Ein andrer kam von daher grad zurück.
Da musst du ja noch kaun. Nennst du das Glück?

Hyäne sprach, wenn ich mal tot sollt sein,
So meißle man mein Werk in Marmor ein.
Gazelle rief, da find`t sich manche Hand.
Doch bleibt dein Werk auch ohne Kunst bekannt.

Ein Hund sprach mal zu einem Hundekind,
Hass alle Katzen, weil es Katzen sind.
Da sprach das Hündchen, ich lieb Katzen sehr.
Der Alte: Keine neuen Moden mehr!

Ein Hund ließ sich von einem Maler schreiben
Ein großes Schild. Dann ließ er sich entleiben.
Ein andrer Hund musst ihn zu Grabe traben.
Was stand am Schild? Hier liegt der Hund begraben.

   

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