Der Frühling 2005 begann mit dem mass-medialen Mega-Event für
das klerikale Management des Menschengeschlechts. Vonstatten ging
der Hokuspokus gelungen in Form der Trauerfeier für den Summus
Episcopus, eines epochalen Popstars des Christianismus in den Strudeln
des Krisenkosmos.
Der Herold erscheint vor einem mehr wankel- als reumütigen
Publikum und deutet:
Die Media-Armada unterwegs vom Realen zum Digitalen
hielt das Erdenrund wochenlang auf dem Laufenden. Schaum schlug
die Journaille-Junta in der Koalition der willfährigen Helfershelfer
des humanitären Interventionsimperialismus als tele-visionärer
Kompaß der Menschenrechtsmetiers.
Millionen Jungscharen beherrschten während der
feilgebotenen Bilderflut mit Tränenfluß auf der Pilgerfahrt
das Feld. Der populistische Patriarch des Vatikans, der Pontifex
maximus aus Polen, wurde als ewige Adresse der Freiheitsfontäne
deklariert mit der Botschaft, daß sich das Mega-Elend mit
dem Kapitalismus zu vertragen hat. Andere abrahamitische Häuser
haben sich dem unterzuordnen.
Hirt zur Herde: Ein gerechtes Leben könnte es
nur geben, sprach Benedikt XVI. am Pfingst-Sonntag 2005, wenn es
von Gott käme. Der Kurienkardinal Ratzinger droht exemplarisch,
falls sich die Erde anders drehen sollte.
Hinter dem knüppelharten Wall der klerikalen
Bürokratie verschanzt sich die polyglotte Grotte der Patronage-Ideologie.
Die Beispiele für solche Urteile, die postmoderniesierte Sklaverei
zu geloben, sind Legion.
Noch hat die mediale Meute-Zunft den Himmelsthron
nicht vollständig erobert. Sie schöpft aus dem Mammonsumpf
Zuchtvorschriften, die auf dem Monologen-Monopol der Zitadellen-Zirkulare
fundieren – im Futurum exectum und mit dem Ziel, den Muselmanen-Morast
Mores zu lehren. Der Sozius der Journaillen-Loge erstellt keinen
Bericht von einem konkreten Vorkommnis, sondern kommentiert es,
wird von den bereits vorformulierten Vorurteilen kommandiert. Aus
einem polizeilich registrierten Fall zieht er den verallgemeinerten
Schluß.
Die Viren der Vorurteile verbreiten sich nicht automatisch,
sie werden verbreitet. In ihrem Urquell fruchtet nicht mehr das
Gespenst des Kommunismus, sondern das des islamischen Terrorismus.
Solange das Projekt Abendland prosperiert und seine
Protagonisten sich im Gewande des Proteus-Posten prostituieren können,
wird jeder Protest in Positur der Femme fatale aufgehen.
Hermetisch sind die Bilder, herkulisch ihre Illustratoren.
Die mediale Gilde nebst ihrer Intelligenzbestien verwandelte sich
seit Beginn des dritten abendländisch terminierten Millenniums
in einen Tempel monetarisierter Mythen-Mullahs, in ein Amphitheater
theozentrischer Maskeraden.
Wetterfühlig läßt sich die globale
Intelligentsia treiben, sie streut Asche aufs Haupt und artikuliert
das Ende der Geschichte: Es gibt keine Ideen, aus denen Botschaften
werden könnten.
Große Töne spucken die Gelehrten der Galeeren-Garnison
über gesittete Get-together-Party des monetären Gottvertrauens,
porträtieren mit Bravour eine Modus-vivendi-Gesellschaft sozialer
Hierarchien hinter den Mauern und Grenzen von Schichten und Kasten,
betonieren die Barragen vor der kommunikativen Serpentine für
weitsichtige Perspektiven.
Man redet, forscht und berichtet zur Genüge über
die Benachteiligten, ohne sie zu beteiligen.
Der angehimmelte Investigativ-Journalismus ruft eine
Hommage an den Tarzan im Dschungel ins Gedächtnis, der im Fokus
der Öffentlichkeit steht, solange er das Wortgeplänkel
der Maskerade verkörpert.
In den Feuilletons paradieren Fiaskos, im Glotzophon
die schwarzen Nachrichten. Währenddessen erkläre die Propheten
und Feldhüter des freien Spiels der Marktkräfte, Moneten-Molochs
und mondiale Moneygarchien, das Problem der Emanzipation per Federstrich
für gelöst.
Aus dem Frühjahr 2005 erwuchs kein froher Frühsommer.
Graue Wolkenfetzen setzen sich zusammen an einer Nebelwand vorm
Horizont. Dann bracht die Hitzewelle aus. Was stattfand, stand nicht
mehr im Zusammenhang mit dem Fortschritt auf dem geschichtlichen
Weg zum Glück für alle – nicht einmal als Schnecke.
Trotz der Eine-Welt-Front gegen den Sozialismus.
|